Personalrückstand

Seit vielen Jahren haben wir in unserer Einrichtung eine besonders angespannte Personalsituation. Im Kindergartenjahr 2010/ 2011 mussten rund 70 Kinder aufgrund von langen Krankheitsständen über mehr als 6 Monate vom 5 ErzieherInnen betreut werden. Die durchgehenden Öffnungszeiten (7-17 Uhr) sowie die ganzjährige Öffnung der Einrichtung erschwerten die Arbeit zusätzlich. 

Auch in diesem Kindergartenjahr gab es wieder Ausfälle zu beklagen. Zunächst veränderten sich beruflich zwei ErzieherInnen. Nun fiel auch Frau Keller zu 100 % aus. Das zu kompensieren war und ist nicht leicht. Meist leistet die bestehende Mannschaft den Ausgleich und erschöpft sich dadurch selbst.

Für je 12 Kinder ist nach Plan ein(e) ErzieherIn vorgegeben. Eine Leitung kann für ihre Leitungsaufgaben freigestellt und/ oder teilweise für die Arbeit am Kind eingeplant sein. Im Ergebnis hat der St. Michael Kindergarten 8,4 Stellen (oder 840 %) zur Verfügung, um die rund 70 Kinder in den 3 Gruppen betreuen zu können. Fällt eine Kraft aus, entsteht eine Lücke, die meist nur über den kurzfristigen Personalbeschaffungsmarkt (Zeitarbeit) gefüllt werden kann. In den letzten Jahren wurde die Personalsituation auch durch die Tatsache verschärft, weil ErzieherInnen kaum zur Verfügung standen (Bewerbermarkt). Die Lücke blieb erhalten.


Nachdenklich stimmt uns daher die Personalsituation in anderen, vorwiegend städtischen Einrichtungen. Dort finden wir in großer Anzahl geringere Öffnungszeiten, mehr Schließtage, weniger betreute Kinder, bei - und das ist auffällig - wesentlich mehr Personal vor. Im Wielandkindergarten sind es bspw. 12 ErzieherInnen für rund 40 Kinder. Im Schubertweg - wie jüngst im Amtsblatt zu lesen war - rund 33 ErzieherInnen (bald sogar 34, inkl. Leitung, Vertretung, Praktikanten und FSJ-Kräfte) für - sofern voll belegt - 139 Kinder. Teilt man nun die Anzahl der betreuten Kinder durch die Anzahl der ErzieherInnen stellt sich der Unterschied zum St. Michael Kindergarten deutlich heraus. In städtischen Einrichtungen kann mit mehr Personal eine höhere und abgesicherte Betreuungsleistung vollbracht werden.

Gleichwenn sich dieses Missverhältnis über anteilige oder in Teilzeit geführte Beschäftigungsverhältnisse und die einseitige Betreuungsmethode durch Bildungsinseln erklären lässt, kann dennoch festgehalten werden, dass städtische Einrichtungen dem Grunde nach anders geführt werden. Wie genau, dazu gibt es wenig Einblick. Es drängt sich jedoch der Gedanke auf, dass bei einer Kostenbetrachtung je Einrichtung, die städtischen Einrichtungen wesentlich höhere Kosten verursachen, zumal Personal (wie z.B. für Beratungsleistungen) übergreifend vorgehalten werden. Mit dieser Sichtweise zahlen Eltern kirchlicher Einrichtungen den höheren Kostenblock der anderen mit. Gleichzeitig reduzieren sich die Entfaltungsmöglichkeiten in den eigenen, kirchlichen Einrichtungen, da eine Weiterentwicklung nicht im gleichen Maße finanziert werden kann bzw. am bestehenden Personal und deren zusätzlichen Engagement hängen bleibt. Eine besonders unfaire und im übergreifenden, gemeinschaftlichen Handeln unbefriedigende Situation ist hieraus ableitbar.


Es ist ebenso festzuhalten, dass eine U3 Betreuung einen höheren Personalschlüssel zulässt. In der Regel betreut ein(e) ErzieherIn zu 100 % sechs unter 3jährige Kinder. Da sich Sielminger Eltern schon seit langer Zeit eine U3 Betreuung im St. Michael Kindergarten wünschen, ist es umso bedauerlicher, dass die neuesten Entwicklungen nahezu nur städtische Einrichtungen berücksichtigen und damit die angespannte Personalsituation in unserer Einrichtung bis auf weiteres erhalten bleibt.

Zusammengefasst haben nahezu alle ErzieherInnen des St. Michael Kindergartens eine 100 % Stelle. Das ist für jeden Arbeitnehmer attraktiv und sinnvoll. Auch die Kinder haben damit einen klaren und vertrauensvollen Bezug. Im direkten Vergleich der Betreuungsangebote müssen unsere ErzieherInnen jedoch mehr kompensieren. Geht ein(e) ErzieherIn Windeln wechseln, hat eine andere in dieser Zeit auf 11 zusätzliche Kinder zu achten. Für einen kurz- oder mittelfristigen Ausfall gibt es obendrein kaum oder geringen Ersatz. Da alle Filderstädter Einrichtungen über den Tisch der Stadtverwaltung laufen, und ein Vergleich immer geführt werden kann, sollte dieser Umstand mehr Gewicht erhalten. Wer viele Kinder mit so langen Öffnungszeiten und so wenig Schließtagen betreut, der sollte gerade deshalb auch mehr Personal erhalten.